Sándor Petőfi (1823-1849), der große Dichter der Ungarn, er- wies sich in seinem lyrischen Werk so bedeutenden Dichtern des 19. Jahrhunderts, wie Shelley, Heine, Mickiewicz, Puschkin, ebenbürtig. Seine Gedichte wurden in etwa fünfzig Sprachen übersetzt. Begeistert begrüßt wurde er zu seiner Zeit von Bé- ranger, Heine und Nekrassow und in Deutschland von Freilig- rath, Bettina von Arnim, Alexander von Humboldt, Varnhagen von Ense, Herman Grinum. Friedrich Nietzsche vertonte sogar Fünf siener Gedichte. Über die deutsche Sprache fand Petőfi noch zu Lebzeiten Eingang in die Weltliteratur.
Das epische Gedicht „Held János" ist ein meisterhaft kom- poniertes Volksmärchen, das auf der unwirtlichen Erde beginnt und im Feenreich ein glückliches Ende findet. Der Dichter läßt den Hirtenjungen János aus allen Kämpfen und Fährnissen mit Raubtieren und Fabelwesen unbeschadet hervorgehen und ihn mit seiner nach langen Irrfahrten wiedergefundenen und zu neuem Leben erweckten Iluska als Herrscherpaar ins Feenreich einziehen.

Selbstbiographie

Alexander Petőfi, geboren von armen Eltern den 1-ten Januar 1823, in der Mitte der grossen Ebene unter dem Gebirge Mátra zwischen der Theis und der Donau. Ausserordentliche Abneigung gegen jede Subordination; darum entlief er von der Schule mehrmals, und 1839 gänzlich. Eine Zeitlang irrte er umher. Von der äussersten Noth gedrungen wurde er nacher etliche Monate Soldat. Soldat zwei Jahre, nichts, als Gemei- ner. Als er gerade desertiren wollte, zum Glück wurde er ent- lassen durch die Hülfe eines Arztes. Nach seiner Rückkehr vom Militair ging er wieder in die Schule, konnte aber wegen seinem fortwährenden Hange zur Unabhängigkeit nur ein Jahr aushalten, und wurde Schauspieler bei einer wandernden Ge- sellschaft. Zwei Jahre wandernder Schauspieler. Als Schauspie- ler veröffentlichte er sein erstes Gedicht. Als er nach zwei Jah- ren nach Pesth kam, liess er den I-ten Band seiner Gedichte drucken, und wurde Gehülfe eines Mode-Journal-Redacteurs, wo er ein Jahr blieb; dan verliess er sein Amt, und seitdem (An- fang 1845) lebt er in jener Unabhängigkeit, die er immer so liebte und wünschte. Seine Dewise ist: „Bettelsack und Frei- heit!" Nach dem I-ten Band seiner Gedichte veröffentlicht er noch in demselben Jahre (1844): „A helység kalapácsa", (der Hammer des Dorfes, ein komisches Heldengedicht); im Jahre 1845: „János vitéz" (der Held Johann; Volksmärchen), „Ciprus- lombok Etelka sírjáról" (Zipressenzweige vom Grabe Adelens, lyrische Gedichte), Gedichte II-ter Band, „Szerelem gyöngyei" (Perlen der Liebe, lyrische Gedichte); im Jahre 1846: „Felhők" (Wolken, lyrische Gedichte), und „A hóhér kötele" (der Strick des Henkers, Roman in Prosa).
(Ende Mai-Anfang Juni 1846)