Description
Gisela May Singt Erich Kästner / AMIGA LP Stereo 1974
8 55 144
Made in East Germany
Product Details
- Label: AMIGA – 8 55 144
- Country: German Democratic Republic (GDR)
- Release Year: 1974
- Format: Vinyl, LP, Stereo
- Genre: Pop
- Style: Chanson
Overview:
Gisela May, celebrated for her theatrical finesse and emotive interpretation, delivers a poignant homage to Erich Kästner, one of Germany’s most revered poets and authors. This album pairs Kästner’s sharp and socially conscious lyrics with musical settings from leading composers such as Günter Kochan, Friedrich Meyer, and Paul Dessau. Featuring a mix of satire, social commentary, and timeless human themes, the LP captures the essence of Kästner’s literary legacy through May’s commanding voice and the expert accompaniment of the Studio-Orchester under the baton of Henry Krtschil.
Track Listing:
Side A:
- Kopernikanische Charaktere Gesucht (1940) – Music: Günter Kochan (1:18)
- Modernes Märchen (1928) – Music: Peter Fischer, Arranged by Gerhard Kneifel (2:34)
- Ansprache Einer Bardame (1928) – Music: Friedrich Meyer (4:03)
- Höhere Töchter Im Gespräch (1930) – Music: Henry Krtschil (2:10)
- Chor Der Girls (1929) – Music: Friedrich Meyer (2:03)
- Sachliche Romanze (1929) – Music: Henry Krtschil (1:43)
- Eine Mutter Zieht Bilanz (1929) – Music: Henry Krtschil (2:16)
- Das Lied, Genannt "Zur Selben Stunde" (1952) – Music: Rolf Kühl, Arranged by Siegfried Beier (3:10)
Side B:
- Das Leben Ohne Zeitverlust (1946) – Music: Bert Grund (5:54)
- Klassenzusammenkunft (1928) – Music: Friedrich Meyer (2:41)
- Die Dame Schreibt Der Dame (1931) – Music: André Asriel (2:22)
- Das Lied Vom Kleinen Mann (1931) – Music: Günter Hauk, Arranged by Henry Krtschil (2:37)
- Kennst Du Das Land, Wo Die Kanonen Blühen (1928) – Music: Günter Hauk, Arranged by Henry Krtschil (2:42)
- Fantasie Von Übermorgen (1929) – Music: Paul Dessau, Arranged by Henry Krtschil (2:06)
Key Credits:
- Vocals: Gisela May
- Studio Orchestra Conductor: Henry Krtschil
- Music Directors: Jürgen Lahrtz (Music), Gerhard Kossatz (Sound)
- Photography: V. Tenschert
- Lyrics: Erich Kästner
- Cover Design: Ehbets
From the back:
Drei Elemente sind nötig, damit ein Lied entsteht: ein Text Musik und — ein Interpret Soli man, kann man dem Interpreten eine so wichtige Stellung neben den beiden anderen Elementen zuschreiben? Ja, denn er Ist mehr als ein bloßer Ausführender, er ist, dos Wort sagt es, ein Deutender. Er macht nicht nur hörbar, was da auf und zwischen den Notenlinien geschrieben steht Er fügt Ihm etwas von sich hinzu, bringt ein Stück seiner eigenen Persönlichkeit darin ein.
Im Ansatz sind alle drei Elemente Jedem von uns mitgegeben. Schon unartikulierte Laute, zum Rhythmus der Arbeit gesummt, können Grundform eines Liedtextes sein. Schon einfachste Tonfolgen, von einem Wanderer unbekümmert In die blaue Luft geschmettert, können eine Melodie bilden. Interpret ist Jeder, der mit solchem gesummten oder geschmetterten Tralala letzten Endes sein Verhältnis zur Welt auszudrücken sucht
Auf die ursprüngliche Begegnung von Text Musik, Interpretation gründen sich alle späteren, auch die subtilsten Ausformungen der Liedkunst aller Völker. Jedes der drei Elemente aber ist vielfältig variierbar, endlos entwicklungsfähig, und daher verfügt die Liedkunst, in der sie sich verbinden, über unendlich viele Möglichkeiten des Ausdrucks. Eine davon ist dos Chanson. Für seine Definition ist nicht viel getan, wenn man das französische Wort verdeutscht Man gelangt so auch nur wieder zu dem undifferenzierten Dachbegriff „Lied". Wenn Ich eine genauere Definition wagen soll: Ich nenne Chanson ein Lied, In dem das literarisch geformte Wort nicht oder nicht hauptsächlich, Träger der Musik Ist, auch nicht Anlaß und Vorwand für virtuose Stimmentfaltung, sondern selbständig wirksames Kunstmittel. Dichtung, die sich als solche behauptet Der Chansoninterpret bewegt sich also auf einer merklich anderen Ebene als der Konzert- oder gar der Opernsänger. Seine stimmlichen Mittel sind. In der Regel, weniger umfassend, dafür setzt seine „Deutung14 weit stärker beim Wort an. In erster Linie hier sucht und findet er für sich Möglichkeiten der Erneuerung und Bereicherung,
So findet die Chansonette Gisela May jetzt In Texten von Erich Kästner Gelegenheit, neue Selten Ihrer Begabung zu zeigen, neue Schattierungen ihrer Persönlichkeit Kästner, nun bald siebzigjährig, ist der einzige noch lebende von den Dichtern, die im Deutschland der Vorhitlerzeit durch ihr betont rationales, gesellschaftlich engagiertes, auf unmittelbaren Kontakt mit der Zelt bedachtes Lyrikwerk einem weithin empfundenen Bedürfnis entsprachen und starken Einfluß gewannen. In seiner Größe und Bedeutsamkeit wie in seiner Begrenzung kann er als exemplarisch gelten. Wenn die ethische Kategorie, für die wir das Wort „Humanismus*1 gebrauchen, auf jemanden zutrifft dann auf ihn. Buchstäblich in Jeder Zeile geht es ihm um Verteidigung, Stärkung, Rettung des Menschlichen im Menschen, das er gefährdet sieht Er sieht es ebenso bedroht von Verführung wie von Gewalt, von Gewöhnung wie von Zwang. Viele seiner Gedichte sind Warnzeichen — die scheinbar leichten, spöttischen nicht weniger als die verhaltenen Beschwörungen. Sein Blick Ist hellwach, überscharf auf den sich anbahnenden, zuletzt im Faschismus gipfelnden Verfall humaner Werte gerichtet Nicht immer, vielleicht nicht genug gelangt er über Anklage und Trauer hinaus. Um so unbestechlicher Ist er In der Anschauung, um so unerbittlicher in der Diagnose. Diesen Dichter und sein Zeitbild ergänzen nun Musiker unserer Tage. Verschieden In Temperament und künstlerisch-handwerklicher Methode, haben sie einen gemeinsamen Ausgangspunkt: eine von historischer Überlegenheit bestimmte Sicht auf den Gegenstand der Lieder. Die Texte selbst gehen zum großen Teil auf die Zelt vor 1933 zurück, sie umreißen mit oft beklemmender Genauigkeit jene Gefährdung des Menschen, seinen Protest, auch seine Machtlosigkeit Die Ideelle Klammer des Querschnitts, der hier die Gestalt einer Langspielplatte angenommen hat Ist dos Heute in seiner Brechung durch das Vergangene. Sie materialisiert sich in der Stimme von Gisela May, die kraftvoll und vielseitig» empfindsam und klug, mit Virtuosität und Schlichtheit aus jedem der Lieder eine kleine Erlebniswelt zu erschließen weiß.
Henryk Ketsch
Gisela May Singt Erich Kästner
Seite 1
KOPERNIKANISCHE CHARAKTERE GESUCHT (1940)
Musik: Günter Kochan
MODERNES MÄRCHEN (1928)
Musik: Peter Fischer
Arrangement: Gerhard Kneifel
ANSPRACHE EINER BARDAME (1928)
Musik: Friedrich Meyer
HÖHERE TÖCHTER IM GESPRÄCH (1930)
Musik: Henry Krtschil
CHOR DER GIRLS (1929)
Musik: Friedrich Meyer
SACHLICHE ROMANZE (1929)
Musik: Henry Krtschil
EINE MUTTER ZIEHT BILANZ (1929)
Musik: Henry Krtschil
DAS LIED, GENANNT „ZUR SELBEN STUNDE" (1952)
Musik: Rolf Kühl
Arrangement: Siegfried Beier
Seite 2
DAS LEBEN OHNE ZEITVERLUST (1946)
Musik: Bert Grund
KLASSENZUSAMMENKUNFT (1928)
Musik: Friedrich Meyer
DIE DAME SCHREIBT DER DAME (1931)
Musik: Andre Asriel
DAS LIED VOM KLEINEN MANN (1931)
Musik: Günter Hauk
Arrangement: Henry Krtschil
KENNST DU DAS LAND, WO DIE KANONEN BLÜHEN (1928)
Musik: Günter Hauk
Arrangement: Henry Krtschil
FANTASIE VON ÜBERMORGEN (1929)
Musik: Paul Dessau
Arrangement: Henry Krtschil
BOX #102